Seuling: „Unsere Spieler sollen eine gewisse Philosophie mittragen“

Seit letzter Woche ist das Transferfenster geschlossen. Aus diesem Anlass haben sich Sportdirektor Marcel Ketelaer und der Technische Direktor des FC Flyeralarm Admira, Jochen Seuling, Zeit genommen, um im Doppelinterview über die Kaderplanung und die grundsätzliche Ausrichtung der Panther zu sprechen.

Ein Viertel der Saison ist fast schon wieder vorbei. Wie fällt euer Zwischenfazit aus?

Jochen Seuling: Der Tabellenplatz ist durchaus erfreulich, doch daran wollen wir gar nicht zu viel festmachen. Ganz wichtig ist, dass sich das Team gefunden hat, was bei einer vollständig neuen Mannschaft und einem neuen Trainer eigentlich ein viel länger gedachter Weg war. Und das ist für mich das Positive.

Marcel Ketelaer: Nach dem verpatzten Auftaktspiel in Lafnitz hat sich Woche für Woche sukzessive der Charakter der Mannschaft herauskristallisiert. Das hat sich in Folge dann in Ergebnissen niedergeschlagen. Wir haben eine gewisse Festigkeit gefunden.

War diese Charakterstärke der einzelnen Spieler auch ein wesentliches Kriterium bei der Zusammenstellung des Kaders?

Jochen Seuling: Wir haben uns das Ziel gesteckt, Spieler zu holen, die grundsätzlich zum Verein passen. Sie sollen eine gewisse Philosophie mittragen, die die Admira sehen will. Daher war neben der sportlichen Komponente der Charakter ein ganz wesentlicher Faktor. Die Mannschaft muss charakterlich passen. Und das ist bei einer Zusammenstellung eigentlich der schwierigste Part.

Marcel Ketelaer: Der Charakter war eine der ausschlaggebenden Geschichten, wenn zwei Spieler bei der sportlichen Beurteilung gleichauf waren. Wenn man die Mannschaft jetzt tagtäglich beobachtet, ist zu erkennen, wie sie sich nach Spielende mit den Fans freut, wie sie sich untereinander pushen und jeder dem anderen den Erfolg gönnt. Trainer Roberto Pätzold treibt diese Dinge auch voran. Er lebt es vor und fordert es ein.

Der Kader besteht aus Ur-Admiranern, zahlreichen jungen Eigenbauspielern und ein paar externe Neuverpflichtungen. Seid ihr ein wenig überrascht, dass das Werkl so schnell so gut funktioniert?

Jochen Seuling: Man muss die Ziele, die man sich selber vorgegeben hat, dementsprechend mit Personal, Trainer und Mannschaft füllen. Unsere Vorgabe war, einige Eckpfeiler zu halten und vielen jungen Spielern eine Chance zu geben und zu entwickeln. Wichtig war auch, den passenden Trainer dafür zu finden. Die Entwicklung passt, aber es wird – wie z. B. zuletzt in Steyr – auch einmal ein Tief geben.

Marcel Ketelaer: Es war ganz entscheidend, einige Spieler wie Zwierschitz, Ebner, Vorsager oder Malicsek zu halten, die einen gewissen Charakter vorgeben. Dann kommen junge Leute dazu, die von ihnen geleitet werden. Dazu noch externe Leute, die aber wissen, wie es in dieser Liga abgeht. Dass es schlussendlich aber gleich so gut läuft, ist ein großer Verdienst des Trainers, weil er einfach alle einbezieht.

Wie kann man sich die Zusammenarbeit in Bezug auf der Kaderplanung zwischen Sportdirektor und Technischem Direktor vorstellen?

Marcel Ketelaer: Wir sprechen uns ab, einmal bringt Jochen eine Idee, dann wieder ich. Manchmal schnappen wir auch den einen oder anderen Spieler aus einem Gespräch auf. Klar gibt es ab zu auch kontroverse Diskussionen, das finde ich aber auch sehr wichtig. Wir haben die Spieler am Tisch und diskutieren.

Jochen Seuling: Wir legen gemeinsam die Basics wie Anforderungsprofil an Positionen und damit an die Spielertypen, Altersstruktur, optionale Spielsysteme etc.. fest. Dann bringt jeder Überlegungen ein und wir legen uns zusammen mit dem Coach „weitgehend fest“. Im weiteren Verlauf ist dann Marcel klar derjenige, welcher die Hauptarbeit im operativen Bereich mit Spielern, Beratern und Vereinen hat, während ich unsere Entscheidungen intern abstimme.

Auffällig war zuletzt, dass die jungen Eigenbauspieler sofort bei den Profis funktionieren. Ist das ein Zeichen, dass die vorgegeben einheitliche Ausbildungsphilosophie Früchte trägt?

Jochen Seuling: Ich würde das jetzt nicht an der von uns forcierten einheitlichen Ausbildungsphilosophie festmachen. Jeder Verein hat gute junge Spieler und will die natürlich auch einsetzen. Der erste Step ist einmal, diejenigen zu erkennen, die das Zeug haben. Der große Knackpunkt ist dann: Es braucht einen Trainer, der den Mut hat, die Jungen auch zu bringen. Das ist genau der Punkt: Wir haben einen Trainer, der sagt: Ich hau‘ einen 16-Jährigen rein. Sobald so jemand Einsatzzeit bekommt, entwickelt er sich weiter.

Marcel Ketelaer: Der Trainer ist das Um und Auf! Man kann noch so viele gut ausgebildete, junge Spieler haben, aber es bringt nichts – so wie Jochen schon gesagt hat -, wenn es niemanden gibt, der ihnen eine Chance gibt. Wir haben z. B. gegen St. Pölten nach 70 Minuten, in einer Phase, wo der Gegner Druck gemacht hat, einen 16-Jährigen und einen 18-Jährigen eingewechselt. Das Erfreuliche ist, dass es dadurch aber keinen Leistungsabfall im Team gibt.

Soll dies der Admira-Weg der Zukunft sein?

Jochen Seuling: Die Admira galt früher schon als Ausbildungsverein. In den letzten Jahren war dies aber nicht immer der Fall. Für uns ist das ganz klar der Weg. Es geht nur so. Wir wollen überwiegend mit eigenen Spielern in Österreich eine richtig gute Rolle spielen. Das soll nicht heißen, dass es keine Transfers von außerhalb geben wird, aber die müssen passen.

Marcel Ketelaer: Für mich ist es der einzige Weg der Sinn macht!

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